Drittes Netzwerktreffen
Mit KI und Blockchain Reallabore revolutionieren

© Projektträger Jülich (PtJ)

Zum diesjährigen Netzwerktreffen fanden sich am 10.09.2024 rund 40 Teilnehmende im AI Village in Hürth ein. Der Fokus lag dieses Jahr auf den Zukunftstechnologien Künstliche Intelligenz und Blockchain. Das neue Format des Speed-Networkings wurde von den Teilnehmenden begeistert angenommen und es entstanden viele neue Kontakte. Aber auch den Rechtsrahmen für Reallabore haben wir gründlich unter die Lupe genommen. Hier können Sie alles noch einmal genau nachlesen:

© Projektträger Jülich (PtJ)

NEUE Angebote der Digi-Sandbox.NRW

Die Moderatorinnen Marie-Pierre Giesecke (geborene Wilczak) und Jennifer Gerwing gaben zum Einstieg mit einem kurzen Rückblick über die Aktivitäten der Digi-Sandbox.NRW in diesem Jahr. Bestandteil der Begrüßung war auch ein Update über alle Neuigkeiten: Hervorzuheben sind die neue Checkliste als Hilfestellung bei der Reallabor-Entwicklung, die Möglichkeit eines jeden Reallabors im Rahmen der Vor-Ort-Treffen seine Türen für das Netzwerk zu öffnen sowie die Follower*innenzahl bei LinkedIn die mittlerweile bei 219 liegt.

Auch erläuterten sie, warum in Zeiten der Energie- und Klimakrise, des Fachkräftemangels sowie Zeiten eines geringen konjunkturellen Wachstums große Hoffnung im Einsatz künstlicher Intelligenz liegt und welche wichtige Rolle Reallabore bei der Erprobung der Technologie einnehmen können.

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Wie KI und Blockchain das Leben vereinfachen

Dr. Alexander Opitz, Projektleiter im AI Village, demonstrierte anschaulich, wozu Künstliche Intelligenz bereits in der Lage ist: aus einem einzelnen Foto kann KI ein Video entstehen lassen, Gespräche führen, Logistikcenter koordinieren und Werbung im Fernsehen sekundengenau nach Einblendungszeit berechnen. Die Befürchtung, KI könne Arbeitsplätze "wegnehmen", weicht mittlerweile der Erkenntnis, dass KI vielmehr dem Fachkräftemangel entgegenwirkt. Jedes Unternehmen / Reallabor ist herzlich eingeladen, im AI Village die individuellen Möglichkeiten für den Einsatz von KI auszuloten.

Vortrag: AI Village von Dr. Alexander Opitz

Neben dem AI Village wurde auch das Blockchain Reallabor vorgestellt, das sich im selben Studio befindet. Spätestens mit dem Vortrag von Prof. Wolfgang Prinz, stellvertretender Institutsleiter am Fraunhofer FIT und Leiter des Blockchain Reallabors, war die Blockchain für die Teilnehmenden kein Mysterium mehr. Vielmehr bietet die Blockchain attraktive und datenschutzkonforme Möglichkeiten, Informationen (bspw. zum Lebenszyklus eines Produktes oder zur fachmännischen Reparatur eines Fahrzeuges) fälschungssicher und automatisiert zu speichern. Unser Reallabor von EQAsce, war 2019 eines der ersten, das für Zertifizierungen die Blockchain einsetzte. Um den Nachhaltigkeitsaspekt des letzten Treffens aufzugreifen: Blockchain-Einsatz ist mittlerweile auch energieeffizient möglich, so Prinz. Mit der neusten Entwicklungsstufe des Internets (Web3) sind nicht nur Lese- und Schreibfunktionen nutzbar, sondern auch Besitzverhältnisse abbildbar. 

Vortrag: Web3 von Prof. Wolfgang Prinz
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Networking, Networking, Networking

Die anschließende Kaffeepause wurde nicht nur zum Kuchenverzehr genutzt, sondern insbesondere auch, um mit den Speakern vertieft ins Gespräch zu kommen. An verschiedenen Demonstratoren konnten Interessierte Blockchain und KI hautnah erleben: Smart City Repair zeigt, wie Smart City Infrastrukturen zuverlässig mit Blockchain automatisiert und bürokratische Prozesse reduziert werden können. Mit amberSearch konnten die Teilnehmenden zum Durchsuchen von Unterlagen direkt mit den Dokumenten "chatten" und der Lego-Demonstrator gab an, welche Konstruktionen mit den abgescannten Lego-Steinen gebaut werden können.

Nach dem Coffeebreak ging es weiter mit dem erstmaligen Speed-Networking in der Geschichte der Digi-Sandbox.NRW. Das Fazit: Die Teilnehmenden waren dankbar, binnen 30 Minuten die Möglichkeit zu haben, fast mit jedem Gast kurz ins Gespräch zu kommen und sich zu vernetzen. In kürzester Zeit entstanden kreative Ideen, wie bspw. Tourismusangebote mithilfe von Token-Schnitzeljagden durch NRW-Städte noch attraktiver gemacht werden können. Außerdem zeigte sich, dass der Einsatz von KI in vielfältigen Bereichen in NRW geplant und umgesetzt wird: im Schulwesen als Tutor der Schüler*innen, in der Rechtsetzung, Bio-Diversität und Bio-Sicherheit, Klimaanpassung, Gesundheitswesen, Gewinn grüner Energie, Smarte Energielösungen, Smart City Lösungen und Verwaltung.

Scheitern erlaubt

Im Anschluss präsentierte Jennifer Gerwing die Ergebnisse der Umfrage „NRW-Reallabore: Entstehung, Entwicklung und Erkenntnisse“, woraus auch die Speed-Networking-Idee übernommen wurde. Festzuhalten ist, dass weiterhin die wenigsten Reallabore auf Experimentierklauseln zurückgreifen, immer noch rechtliche Hürden und Unsicherheiten bestehen und der Wunsch nach mehr Agilität und Innovationsoffenheit - sowohl in Unternehmen als auch in Behörden – immer größer wird. Die Vorteile der Erprobung im Reallabor werden insbesondere darin gesehen, dass beim Experimentieren Freiräume genutzt werden können und dass Scheitern erlaubt ist.

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Reallabore als Katalysatoren für ethische und nachhaltige KI-Entwicklung

Es folgte ein Vortrag von Stefanie Baade, stellvertretende Geschäftsführerin des KI-Bundesverbandes, über die Rolle von Reallaboren für die KI-Entwicklung. Ihre Message: KI kann die Innovation im Reallabor kreativer, nachhaltiger und vertrauenswürdiger machen. Die menschliche Kreativität sei irgendwann erschöpft, so Baade. Der Mensch gehe immer von Situationen aus, die er schon kenne und erlebt habe. KI dagegen ermittle neue, vom Menschen nicht bedachte Lösungsansätze. Zu berücksichtigen seien nicht nur die Nachhaltigkeitsaspekte von KI, sondern auch die Effekte durch KI und das sowohl ökologisch, sozial, als auch ökonomisch. KI kann zudem zum Austausch von Daten zwischen Reallaboren eingesetzt werden. Eine vertrauenswürdige und transparente KI geht mit der Schaffung eines vertrauenswürdigen Reallabors einher.

Vortrag: Reallabor Katalysator KI von Stefanie Baade

In einer anschließenden Diskussionsrunde stellten sich drei KI-Reallabore, das SmartHospital.NRW, das Oecherlab und die Tourismus Data Intelligence Initiative NRW kurz vor und berichteten von Vorteilen und Herausforderungen der KI-Nutzung. Laut Dr. Anke Diehl kommt es insbesondere aufgrund ethnischen Fragestellungen zu einer großen Diskrepanz zwischen technologischen Möglichkeiten und ihrem Einsatz in der Gesundheitsbranche. Auch Hemmnisse beim Datenaustausch erschweren eine effektive Krankheitsfeststellung und –bekämpfung.

© MWIKE NRW

Bernd Simons erklärte, dass „Oecher“ im Oecher Platt „Aachener“ bedeutet und das Lab als Begegnungszentrum zum Austausch innovativer Ideen von Aachener Bürger*innen, Innovationstreibenden, der Stadtverwaltung und der Politik rege genutzt wird.

Auch im Tourismus wird KI eingesetzt, berichtete Christian Stühring vom Tourismusverband NRW. Ziel ist es, Gästen genau die Inhalte zur Verfügung zu stellen, die diese gerade bei Ihrem Aufenthalt benötigen.

Es bleibt weiterhin eine Herausforderung, KI in KMU zu bringen, so Lukas Lanz.

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Reallabore-Gesetz und KI-Verordnung

Dieser Tagesordnungspunkt ist mittlerweile schon fester Bestandteil unserer Netzwerktreffen geworden. Dr. Kai Hielscher, Co-Leiter der Geschäftsstelle Reallabore beim BMWK gab uns – zugeschaltet aus Berlin – einen Überblick über den Stand der Maßnahmen des Bundes zu Reallaboren, insbesondere zum Reallabore-Gesetz. Anfang 2025 soll der dreijährige Pilotbetrieb des Reallabore-Innovationsportals (dem Bundes-One-Stop-Shop für Reallabore) beginnen.

Das Allgemeine Reallabore-Gesetz befindet sich derzeit in der Ressortabstimmung auf Bundesebene. Diesen Herbst die Länderbeteiligung und Verbändeanhörung durchgeführt. Und auch neue Experimentierklauseln sowie einen verpflichtenden Experimentierklausel-Check in der Gesetzgebung wird es geben.

Vortrag: Stand der Reallabore von Dr. Kai Hielscher
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Zum Abschluss erläuterte Alessandro Blank in seinem Vortrag zur KI-VO den Unterschied zwischen Reallaboren und regulatory sandboxes. Während in Reallaboren nicht zwingend vom geltenden Recht abgewichen wird, werden in regulatory sandboxes gesetzgeberische Freiräume unter Überwachung der Aufsichtsbehörden genutzt. Hier fragt Blank, ob dies nicht ein Wettbewerbsnachteil für teilnehmende KI-Unternehmen sein könnte, wenn sie sich frühzeitig ins Visier der Aufsicht begeben. Digi-Sandbox.NRW sieht es eher so, dass die Aufsichtsbehörden mit der KI-Verordnung aufgefordert werden, innovationsoffener zu agieren und die Reallabore beratend zu unterstützen.

Doch die Zeit ist knapp: Jeder Mitgliedstaat und damit auch Deutschland, ist verpflichtet, bis August 2026 mindestens eine KI-regulatory sandbox einzurichten. Bislang fehlen bundesgesetzliche Vorgaben und Aufsichtsstrukturen, sowie laut Blank auch Anreize für die Unternehmen, sich an den sandboxes zu beteiligen.

Hier finden Sie einen Überblick der Experimentierklauseln

Vortrag: KI-VO von Alessandro Blank

DANKE!

Mit Stolz blicken wir zurück auf ein erfolgreiches drittes Netzwerktreffen und bedanken uns herzlich bei unseren Gastgebern, allen Mitwirkenden und Teilnehmenden. Viele Teilnehmer*innen waren mittlerweile bereits das dritte Mal dabei und bereicherten das Treffen mit ihren Erfahrungen und ihrem Know-how. Wir freuen uns, auch neue Gesichter aus dem Netzwerk kennenlernen zu dürfen.

Unser Fazit: Um die in Nordrhein-Westfalen in unseren Reallaboren erarbeiteten Lösungen zu verbreiten und zu verbessern, gibt es nichts Wertvolleres als den persönlichen Austausch!